Stationäre Hilfen
Betreutes Wohnen für lesbische, schwule, bisexuelle und transidente (= queere) Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 21 Jahren nach § 34 i.V.m § 41 sowie § 35a SGB VIII.
- Gruppenangebote Wohngemeinschaft (4er-WG)
- Individualleistungen (2er-WG und BEW – Betreutes Einzelwohnen)
Aufgenommen werden Jugendliche ab 15 Jahren. Die Aufnahme erfolgt in Absprache und Kooperation mit den zuständigen Jugendämtern im Rahmen des Hilfeplanprozesses. Bei den Jugendlichen liegen neben einer offenen oder verdeckten Coming-Out-Thematik in der Regel noch weitere Indikatoren vor, die derzeit einen Verbleib in der Herkunftsfamilie unmöglich machen oder den Wechsel der Betreuungseinrichtung bzw. der Hilfeform nötig machen, z.B. Schulprobleme, Mobbing, Delinquenz, Dissozialität, Erfahrungen mit körperlicher, seelischer oder sexueller Gewalt.
Zentrale Themen im Rahmen der stationären Betreuung der Zielgruppe queere Jugendliche sind:
- Stärkung des Selbstwertgefühls
Bei schwulen, lesbischen und bisexuellen Jugendlichen treten Probleme bei der Entwicklung der Geschlechtsrollenidentität potenziert auf: Ein Verhältnis zur eigenen Weiblichkeit / Männlichkeit kann nicht im Rahmen klassischer Geschlechtsrollen erlebt und muss daher individuell erarbeitet werden. Außerdem fehlen Vorbilder bzw. Projektionsflächen. Bei transidenten Jugendlichen steht die Geschlechtsidentität grundsätzlich in Frage; oft fehlt jeglicher Zugang zur eigenen Körperlichkeit. In einem geschützten Wohnumfeld erleben die Jugendlichen einen akzeptierenden, selbstverständlichen Umgang mit ihrem geschlechtlichen Empfinden. Sie fühlen sich im Coming-Out-Prozess nicht länger allein und sind in der Lage, ihre sozio-sexuelle Identität angstfrei zu entwickeln. - Beziehungskontinuität
Am Beginn des Coming-Out-Prozesses stehen für viele Jugendliche sämtliche soziale und emotionale Beziehungen (insbesondere Familie und Freund*innen) in Frage. Sie wissen nicht, wer sie wirklich so akzeptieren wird, wie sie sind. Im Umfeld des Betreuten Wohnens können Beziehungen untereinander als kontinuierlich erlebt werden. Die Angst vor Abbrüchen schwindet. Konflikte werden nicht länger als existenziell erlebt. Der Schutzraum bietet außerdem die Chance, familiäre Konflikte aus der Distanz zu bearbeiten und ermöglicht wieder einen respektvollen Umgang innerhalb der Herkunftsfamilie. - Soziales Lernen in der Gruppe
Als junge Menschen, die selbst Ausgrenzungserfahrungen machen oder entsprechende Ängste empfinden, werden die Jugendlichen in die Lage versetzt, diese Erfahrungen zu reflektieren und sensibel gegenüber Ausgrenzung allgemein zu sein. Der Zusammenhalt in der Gruppe wird durch gemeinsame erlebnis- und freizeitpädagogische Aktivitäten gestärkt. Einen weiteren Fokus bildet die Auseinandersetzung mit Fragen der Zugehörigkeit zu einer queeren Subkultur. Diese Gruppenzusammenhänge ermöglichen die Erprobung individuell entwickelter Bewältigungs- und Konfliktlösungsstrategien und die Reflexion ihrer Wirksamkeit. - Eigenverantwortlichkeit und Verselbstständigung
Wenn Jugendliche, die ihre Geschlechtsidentität in Frage stellen, sich in einem geschützten Umfeld entwickeln können und keinerlei Rechtfertigungszwang mehr unterliegen, wird das „Anders-Sein“ nicht länger als das „Problem-Thema“ mit entsprechendem Reibungsverlust erlebt. So werden Energien frei für die eigentlichen Lebensaufgaben: Berufliche und partnerschaftliche Perspektive, Freundschaften und Einsicht in soziale Zusammenhänge. Die Jugendlichen werden in die Lage versetzt, ihre sozio-sexuelle Identität als einen Teil ihrer Persönlichkeit zu begreifen und in ihr Lebenskonzept zu integrieren. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Eigenverantwortung ist der Erwerb von Handlungskompetenzen bei der Umsetzung intimer Bedürfnisse: Die Jugendlichen sollen lernen, ihre Gefühle, Wünsche und Grenzen beim sexuellen Kontakt zu kommunizieren – insbesondere vor dem Hintergrund sexuell übertragbarer Krankheiten oder sexueller Gewalt.
Unser multiprofessionelles Queer Leben Team setzt sich aus sozialpädagogischen und therapeutischen Fachkräften mit unterschiedlicher sozio-sexueller Biographie zusammen.
Unsere Mitarbeiter*innen nehmen regelmäßig an Supervision, kollegialer und fachlicher Beratung teil und nutzen interne Fortbildungsangebote sowie externe Weiterbildungsmöglichkeiten, um sich fortlaufend zu qualifizieren.
Breichsleitung Queer Leben stationär
Andreas Schröder
Gürtelstraße 35
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Queer Leben realisieren wir in Kooperation mit der Schwulenberatung Berlin gGmbH und dem Verein TransInterQueer.